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Jean-Luc Godard - Kino ohne Kompromisse
Kultur, Film + Theater • 22.05.2025 • 00:45 - 02:25
Weggefährten beschreiben den Regisseur Jean-Luc Godard als distanziert, brillant, lustig, unerträglich und giftig. Aus den Schilderungen entsteht das Porträt eines unerwartet gefühlvollen Menschen.
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Jean-Luc Godard am Rande der Dreharbeiten zu seinem Film „Die Verachtung“ (1963): Während dieser noch einer Handlung im klassischen Sinn folgt, bricht Godard Mitte der 60er Jahre immer häufiger die Erzählstrukturen auf.
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Godards Charakter war ebenso schwer durchschaubar wie sein Werk.
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Originaltitel
Godard, seul le cinéma
Produktionsland
F
Produktionsdatum
2022
Kultur, Film + Theater
Seit seinem ersten Film "Außer Atem" im Jahr 1960 verkörperte Jean-Luc Godard das französische Kino wie kaum ein anderer. Die Aura des Erneuerers, des Unruhestifters und Filmgenies umgab ihn bis zu seinem Lebensende. Am 13. September 2022 starb der Regisseur im Alter von 91 Jahren am Ufer des Genfer Sees - fernab des Medienrummels - durch assistierten Suizid. Diese Entscheidung war für Godard, der den Bruch zum ästhetischen Prinzip erhoben und sich immer wieder neu erfunden hatte, ein folgerichtiger Schritt. In den sechs Jahrzehnten seiner Karriere drehte Godard rund 140 Filme. Der Dokumentarfilm richtet den Blick erstmals auf sein Gesamtwerk: von der Aufbruchsstimmung und kreativen Energie der Nouvelle Vague über den politischen Aktionismus um 1968 und seine Rückkehr in die Medien in den 1980er Jahren bis hin zur Filmreihe "Histoire(s) du cinéma" - Godards Œuvre gleicht einem gesellschaftspolitischen Seismografen des 20. Jahrhunderts. Während seine Gangstergeschichte "Außer Atem" und das Drama "Die Verachtung" noch einer klassischen Handlung folgen, durchbricht Godard ab Mitte der 1960er-Jahre zunehmend traditionelle Erzählstrukturen. In seinem Spätwerk setzt er das Streben nach formaler und stilistischer Freiheit fort - etwa in "Bildbuch", einem Kaleidoskop aus Bildern und Filmausschnitten, für das er 2018 in Cannes mit einem Spezialpreis ausgezeichnet wurde. Godards Charakter war so vielschichtig wie sein Werk. Weggefährten, die in der Dokumentation zu Wort kommen, beschreiben ihn als distanziert, brillant, humorvoll, unerträglich und manchmal giftig - besonders gegenüber Freunden und Verwandten. In den Erinnerungen von Schauspielerinnen wie Nathalie Baye, Macha Méril und Marina Vlady, den Regisseuren Alain Bergala und Romain Goupil sowie dem Politiker und Publizisten Daniel Cohn-Bendit entsteht - jenseits des Mythos - das Porträt eines unerwartet gefühlvollen Menschen: besessen von seiner Kunst, manchmal überfordert, und schon vor seinem Tod unsterblich.